10.08.2021

Fortschritt in der Endoskopie

Dr. med. Gregor Fitzel, Chefarzt der Klinik für Innere Medizin und Dr. med. Monique Sieber, Ärztin der Inneren Medizin, erklären im Interview die verschiedenen Einsatzmöglichkeiten.

Chefarzt hält Endoskop in der Hand

Jährlich sterben in Deutschland fast 240.000 Menschen an Krebs. Sowohl Magen- als auch Darmkrebs rangieren hierbei unter den zehn häufigsten todesursächlichen Karzinomen; letzterer sogar in den Top 3 (Männer sterben nur noch häufiger an Lungenkrebs, Frauen an Lungen- und Brustkrebs). Zu nennenswerten Symptomen führen diese Krebsarten oft leider erst sehr spät, wenn der Krebs schon weit fortgeschritten ist. Genau dort setzen die Möglichkeiten der Endoskopie an.

Was man darunter versteht und wozu die Endoskopie noch im Stande ist erklären Dr. med. Gregor Fitzel, Chefarzt der Klinik für Innere Medizin und Facharzt für Innere Medizin, Gastroenterologie, Notfallmedizin, Sport- und Ernährungsmedizin der Muldentalkliniken und Dr. med. Monique Sieber, Ärztin der Inneren Medizin der Muldentalkliniken am Standort Wurzen in einem Interview.

Endoskopie, was heißt das genau?
Die Endoskopie ist eine Untersuchung der Körperhöhlen von innen. Bekannte Beispiele sind die Gastroskopie (Magenspiegelung) oder die Koloskopie (Darmspiegelung). Diese können ambulant oder stationär erfolgen. Aber auch andere diagnostische Verfahren wie die Endosonografie (Ultraschalluntersuchung von innen) gehören dazu. Teilweise ergeben sich neben den diagnostischen auch therapeutische Möglichkeiten in der Endoskopie.

Sind das häufige Untersuchungen?
Auf jeden Fall. In beiden Häusern der Muldentalkliniken finden täglich zahlreiche solcher Untersuchungen statt. Jährlich beläuft sich die Anzahl endoskopischer Untersuchungen und Eingriffe in unserem Haus auf etwa 2000. Dabei fällt der überwiegende Anteil auf geplante Untersuchungen, jedoch machen auch notfallmäßige Programmpunkte wie innere Blutungen im Magen-Darm-Trakt und Gallensteine einen nicht unerheblichen Anteil aus.

Wann genau sollte eine Endoskopie durchgeführt werden?
So verschieden wie die Verfahren sind auch die möglichen Anwendungsgebiete der Endoskopie. Während einige Untersuchungen gänzlich unabhängig von Risikofaktoren und etwaigem Beschwerdebild durchgeführt werden (z. B. Darmspiegelung zur Darmkrebsvorsorge), sind andere Untersuchungen nur bei bestimmten Symptomen indiziert (z. B. ERCP bei Verdacht auf Gallengangssteine). Auch gibt es die beschriebenen Untersuchungen auf Blutungen des Magen-Darm-Trakts mit der Möglichkeit der umgehenden Blutstillung oder Möglichkeiten der vorzeitigen Vermeidung von potenziell lebensbedrohlichen Blutungskomplikationen, zum Beispiel bei Krampfadern der Speiseröhre, die man endoskopisch abbinden kann. Natürlich finden auch Kontrolluntersuchungen statt – etwa bei Darmpolypen oder anderen auffälligen oder krankhaften Befunden, die in einer vorausgehenden Endoskopie entdeckt wurden.

Welche Arten von Endoskopien sind in den Muldentalkliniken möglich?
Wir decken ein breites Spektrum endoskopischer Möglichkeiten ab. Dazu zählen unter anderem alle der bereits genannten Untersuchungen (Gastroskopie, Koloskopie, ERCP, Endosonografie). Auch die Ultraschalluntersuchung des Herzens von innen (Transösophageale Echokardiographie, Schluckecho) führen wir bei entsprechender Fragestellung in unserem Hause durch. Oder bei bestimmten Problemstellungen Kapselendoskopien und Dünndarmspiegelungen. Kürzlich fand zudem auch die erste Radiofrequenzablation der Speiseröhre in unserem Hause statt: Das ist ein spezielles Verfahren, bei dem Krebs oder Krebsvorstufen in der Speiseröhre schonend entfernt werden können. Was die viel diskutierte sog. künstliche Intelligenz betrifft, haben wir begonnen, die verfügbaren Systeme in der Endoskopie auf Ihre Tauglichkeit zu überprüfen.

Heißt das etwa, dass Magen- und Darmspiegelungen in den Muldentalklinine künftig durch vollautomatische Maschinen durchgeführt werden?
Nein, das auf keinen Fall. Aber der Untersucher erhält Unterstützung durch computerassistierte Systeme bei der endoskopischen Untersuchung und Auswertung, sodass krankhafte Befunde sowie evtl. vorhandene Krebsvorstufen noch sicherer und früher detektiert und behandelt werden können. Auf diese Weise wird das Risiko der Entwicklung von Darmkrebs noch weiter minimiert.

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